GENO spricht… über den Holocaust mit den Enkeln einer Holocaust-Überlebenden


Nach den vorherigen GENO spricht… – Veranstaltung mit Yvonne Gebauer durfte das GENO die Enkel von Sara Atzmon, Ayelet Atzmon, Yael Atzmon und Yoav Lustig, begrüßen, welche uns die Geschichte ihrer Großmutter, Sara Atzmon, erzählten. Sara Atzmon ist Überlebende des Holocausts und somit Zeitzeugin dieses bewegenden und traurigen Zeitabschnitts – und extra mit ihren Enkeln aus Israel ins Ruhrgebiet geflogen, um einige Schulen zu besuchen.

Eigentlich sollte die Veranstaltung mit Sara Atzmon selbst stattfinden, leider verletzte sie sich jedoch kurz nach ihrer Ankunft und musste wieder nach Israel zurückreisen. Ihre Enkel sind jedoch geblieben, um die Geschichte ihrer Großmutter zu erzählen. Damit wollen die drei Enkel die heutige Generation auf Sara Atzmons Geschichte aufmerksam machen, damit sich diese grausame Zeit nicht mehr wiederholt.
Nachdem die Enkel die rührende Geschichte ihrer Großmutter erzählt haben, gab es auch noch die Möglichkeit in kleiner Runde sehr offen mit ihnen zu sprechen. Wir sind sehr glücklich, die Enkelkinder von Sara Atzmon kennengelernt zu haben, hoffen, dass wir ihnen eine angenehme Atmosphäre ermöglicht haben und bedanken uns herzlich für diese Veranstaltung.

 

von Celina Torkhani:

„GENO spricht mit der ShoaÜberlebenden Sara Atzmon:

Am 7. September 2022 um 12.45 fand eine sowohl sehr interessante als auch traurige
Veranstaltung
im Gymnasium Essen NordOst statt. Der Anlass dafür waren unsere vier Gäste aus
Tel
Aviv. Drei unserer Gäste waren die Enkelkinder der Holocaust Überlebenden Dame Sara
Atzmon.
Die vierte Besucherin war die Verlobte eines der drei schon erwähnten Besucher. Da die
Gäste
kein Deutsch konnten, wurde die Veranstaltung auf Englisch abgehalten. Sara Atzmon
konnte
aus gesundheitlichen Gründen nicht erscheinen, darum fanden einige Schüler:innen es
sehr
schade, dass ihre Geschichte nur von ihren Enkelkinder erzählt wurde und nicht von Sara
Atzmon
selbst. Ganze vier Stufen waren bei der Veranstaltung vertreten, nämlich die neunten
Klasse
n, die EF, die Q1 und die Q2. Unter diesen Schüler:innen befand sich auch das riesige SV
Team,
das diese Veranstaltung organisiert hatte.
Ein
großes Dankeschön an das komplette SVTeam!!
Natürlich
waren nicht nur die Schüler:innen anwesend, sondern auch viele Lehrkräfte.
Zu
Beginn der Veranstaltung gab es eine knappe Vorstellungsrunde der drei Enkelkinder und
danach
folgte ein kurzes Video von der Antisemitismusbeauftragten, Frau
Leutheusser
Schnarrenberger. Sie thematisierte Sara Atzmon und die Kritik am noch weltweit
existierendem
Antisemitismus.
Nach
diesem Video wurde ein Videoausschnitt aus Sara Atzmons Film „Holocaust light, gibt es
nicht“
gezeigt. Bei diesem Ausschnitt handelt es sich um Erfahrungen, die Sara Atzmon zur Zeit
der
Shoa, beziehungsweise des Holocausts gemacht hat. All diese Erfahrungen zeugten von
Angst,
Hungersnot, Kälte, Schmerz, Verfolgung und Tod. Gegen Ende dieses Videos fragte man
auch
vier deutsche Mitbürger:innen, ob man den Holocaust heutzutage noch erwähnen sollte.
Die
Antworten bezüglich dieser gestellten Frage waren erschütternd und von mir keineswegs
nachvollziehbar.
Alle vier waren sich sicher, dass dieses Thema „abgehakt“ werden solle, da es
schon
sehr lange her sei. Meiner Meinung nach sollte man dennoch ein solch grausames
historisches
Ereignis nie vergessen, da es nie wieder vorkommen darf.
Im
Folgenden wurde die Biografie von Sara Atzmon näher erläutert:
Sara Atzmon ist eine jüdische Künstlerin, die in Tel Aviv wohnt.
Sie hat insgesamt 15 Geschwister, 6 Kinder und 20 Enkelkinder.
Sie wurde im Jahre 1933 in Hajdunanas (in Ungarn) geboren, welches ein halb christliches und
halb
jüdisches Gebiet war. Im Laufe ihres Lebens in Ungarn zog die Familie nach Debrecen (die
zweitgrößte
Stadt in Ungarn).
Kommen
wir nun zu ihrem tragischen Lebenslauf. Im Jahre 1944 wurden sie und ihre Familie mit
einem
Kindertransport nach Auschwitz deportiert, ohne wirklich zu wissen, was sie in Auschwitz
erwartet.
Als die Familie dort ankam, hatte sie einen Aufenthalt von einigen Tagen, denn danach
ging
es für sie nach Strasshof (eine Gemeinde in Österreich), wo sie in einDesinfektionslager”
geschickt
wurde. Die Fahrt dorthin dauerte vier Tage. In diesen vier Tagen starben schon
Menschen
im Zug, da alle Passagiere weder Essen noch etwas zu trinken bekamen. Für eine
Wasserflasc
he musste man beispielsweise Einiges von seinem Silber abgeben.

Was mich besonders berührte, war das Desinfektionslager, worüber ich vorher noch nicht
aufgeklärt
worden war. Die Menschen mussten sich dort für einige Tage komplett ausziehen und
wurden
teilweise auch vergewaltigt. Dort hatte die Familie Sara Azymons einen Aufenthalt von
circa
einem halben Jahr. Darunter waren auch Menschen im Kindesalter (wie auch Sara Azymon)
anwesend.
Die Vergewaltigungen hinterlassen bis heute ihre Spuren. Zudem musste Frau Atzmon
jeden
Tag mit ansehen, wie die Leichen zu den Krematorien abtransportiert wurden.
Aufgrund
der Hungersnöte starb Sara Atzmons Vater im Jahre 1944 und ein Jahr später wog Sara
im
Alter von zwölf Jahren nur siebzehn Kilogramm. Dies ist eine sehr erschütternde Zahl, denn das
Normalgewicht
einer Zwölfjährigen sollte bei circa 40 Kilogramm liegen.
Darum
finde ich es sehr bemerkenswert, dass sie immer noch lebt.
Nach
ihrer großen Reise durch diesen Albtraum hat sie es nach der Befreiung des Lagers
geschafft,
ihre Geschichte weiter zu erzählen. Sie hielt in vielen Schulen, Universitäten und
Erziehungszentren
Vorträge über ihre Erlebnisse im Holocaust und wurde auch Künstlerin. Ihr Ziel
ist
es nämlich die Geschichte so weit wie möglich zu verbreiten, damit keine Generation diese
vergisst.
Deshalb sollten auch wir unsere kommenden Generationen darüber aufklären.
ZUSAMMEN
GEGEN ANTISEMITISMUS !

 

Von Selina Pamuk, Q1:
Nach unserem letzten „GENO spricht“ mit Yvonne Gebauer durften wir uns am Mittwoch,
dem 07.09.2022, am Gymnasium Essen NordOst über den Besuch von drei bedeutsamen
Gästen freuen.

Die Enkel der Zeitzeugin Sara Atzmon, Ayalaet Atzmon, Yael Atzmon und Yoav Lustig
erzählten den Schüler und Schülerinnen am GENO die Geschichte ihrer Großmutter, die eine
HolocaustÜberlebende ist.

Die Absicht hinter dieser Veranstaltung war es aufzugreifen, welch ein Ausmaß an Gewalt
rassistische Motive nach sich ziehen können, und den Kampf gegen das Vergessen der
systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung aufzuzeigen.

Heute ist die 84jährige Jüdin Sara Atzmon in Israel sesshaft und thematisiert als Malerin ihre
grausamen Erlebnisse in ihrer Kunst, laut ihren Enkeln damals der erste Schritt, um das
Schweigen zu brechen.

Die zentralen Themen waren die persönlichen Erlebnisse von Sara Atzmon und ihrer Familie.

Was ist ihr damals widerfahren? Inwieweit hat sie das überlebt und wie geht es ihr heute?

Die Stimmung der berührten Schüler und Schülerinnen zeigte sich bedrückt, als Ayalet
Atzmon begann zu berichten.

Es waren die Details, die dem Publikum schnell bewusst machten, wie grausam das Nazi
Regime bei der systematischen Vernichtung aller Juden vorging.

So wurde beispielsweise Sara Atzmon für zehn Tage mit weiteren 96 Personen in einem
kleinen Viehwaggon deportiert.

In dem Waggon gab es nur einen Eimer für 96 Personen, der als Toilette fungieren sollte und
zu einem fürchterlichen Gestank innerhalb des Waggons führte.

Dazwischen lagen viele Tote, die den Transport nicht überlebt hatten und Menschen, die
wussten, dass sie nicht überleben werden.

Durch eine Überfüllung des Vernichtungslager in Ausschwitz gelangte sie samt ihrer Familie
im Durchgangslager Strasshof an.

Sara Atzmons Erlebnisse sprechen von Torturen, z. B. wie sie drei Tage lang nackt im Schnee
verbringen mussten und schwangere Frauen die nicht mehr in körperlich guter Verfassung
waren, ihrem Schicksal überlassen wurden.

Schließlich befreiten amerikanische Soldaten die damals 12jährige Sara Atzmon, die mit
einem Körpergewicht von 17 Kilogramm halb verhungert war.

Besonders beeindruckt hat mich, wie die Zeitzeugin im späteren Verlauf ihres Lebens durch
die Malerei begann über die grauenvollen Erlebnisse und Bilder zu sprechen und sich ihnen
offen zu stellen.

Zuvor wurde im Hause nur ungern darüber gesprochen, was ihr früher widerfahren war,
sagten ihre Enkel. Somit gab die Malerei ihr ein Stück Lebensfreude und Mut.

Inwiefern die heutige Generation verantwortlich für die NSZeit ist, wollte ein Schüler aus
dem Publikum wissen und hat auch mich zum Nachdenken angeregt.

Die Enkel verneinen ausdrücklich die Mitschuld der Nachkriegsgenerationen an der
nationalsozialistischen Diktatur und betonen, wie wichtig es ihnen ist, dass die heutige
Generation sich mit dieser Thematik beschäftigt und dass ein von solcher Bedeutsamkeit
geprägtes Thema nicht in Vergessenheit geraten solle.

Es zeigte sich wie reif und reflektiert die Enkel von Sara Atzmon mit einer solch sensiblen
Thematik umgehen.

Da unsere Schule den Titel „Schule ohne Rassismus Schule mit Courage“ trägt, ist sie auch
für uns als Schüler und Schülerinnen für das Schulleben am GENO von sehr großer
Bedeutung.

Jeder und jede Einzelne von uns kann aus den persönlichen Ereignissen von Sara Atzmon
dazulernen, denn eine solche Geschichte und solch einen Leidensweg wie die von Sara
Atzmon sollte kein Mensch durchlaufen müssen. Rassismus, eine der größten ideologischen
Verblendungen, sollte in unserer heutigen Welt keinen Platz mehr haben. Dazu müssen wir
uns die Ereignisse, wie sie Sara Atzmon erlebt hat, selbst immer wieder in Erinnerung rufen,
um gegen das Vergessen einer solchen Grausamkeit zu kämpfen.

Das haben die traumatischen Erfahrungen von Sara Atzmon uns gezeigt und zugleich gelehrt.

Ich persönlich nehme daraus mit, die Geschichte von Sara Atzmon nicht zu vergessen und sie
gegebenenfalls auch anderen weiterzugeben, um gegen die noch bestehende ideologische
Verblendung vorzugehen.

Somit bedanke ich mich im Namen der ganzen Schülerschaft bei den Enkeln von Sara
Atzmon für ihr Kommen an das Gymnasium Essen NordOst und dass sie uns an den
schmerzhaftesten und belastenden Erlebnissen ihrer Großmutter haben teilhaben lassen.